- Diez
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Diez,ehemalige Grafschaft an der unteren Lahn, Rheinland-Pfalz, auf das Territorium der Grafen von Diez zurückgehend, die v. a. in der Stauferzeit ihre Blüte erlebten. Mit ihrem Aussterben im Mannesstamm (1386) fiel ihr Territorium an die Grafen von Nassau. Deren Linie Nassau-Dillenburg-Diez (seit 1607; 1652 in den Fürstenstand erhoben) residierte als Erbe der Linie Oranien-Nassau meist in den Niederlanden. 1806 (endgültig 1815) fiel Diez an das Herzogtum Nassau.H. Heck: Die goldene Grafschaft D. (1956).Diez,Stadt im Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz, 119-190 m über dem Meeresspiegel, an der Lahn unterhalb von Limburg an der Lahn, 11 000 Einwohner; Kleinbetriebe der Kunststoff verarbeitenden, elektronische und chemische Industrie.Schloss (wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts begonnen, heutiger Bau v. a. 14./15. Jahrhundert) auf steilem Felsen; Pfarrkirche (13. Jahrhundert); gut erhaltenes Stadtbild mit Fachwerkhäusern (16.-17. Jahrhundert). Nahebei Schloss Oranienstein (1672-84, späterer Umbau, renoviert 1991-95).Das 790 erstmals erwähnte Diez entstand im Bereich einer seit frühgeschichtlicher Zeit bekannten Furt neben der im 11. Jahrhundert erbauten Burg der Grafen von Diez; 1329 Stadtrecht. 1386 gelangte Diez an die Grafen von Nassau. Deren enge verwandschaftliche Beziehungen zu den Niederlanden ließen in der Folge in Diez einen regen Handel mit Erzeugnissen aus den niederländischen Kolonien aufblühen. 1866 wurde Diez mit Nassau von Preußen annektiert. Es war 1867-1968 Kreisstadt.Diez,1) Friedrich Christian, Romanist, * Gießen 15. 3. 1794, ✝ Bonn 29. 3. 1876; wurde 1825 Professor in Bonn. Angeregt von der deutschen Romantik und von der Troubadourforschung F. Raynouards, veröffentlichte er grundlegende Abhandlungen über altprovenzalische Literatur (»Die Poesie der Troubadours«, 1826; »Leben und Werke der Troubadours«, 1829). Mit seiner »Grammatik der romanischen Sprachen« (3 Bände, 1836-44) wurde er zum Begründer der romanischen Sprachwissenschaft; mit strenger historischer Methodik nach dem Vorbild J. Grimms untersuchte er darin die Verwandtschaft der romanischen Sprachen zueinander und zum Lateinischen und widerlegte die These Raynouards vom Provenzalischen als dem Ausgangspunkt der übrigen romanischen Sprachen. Diez sah vielmehr das Vulgärlateinische als Bindeglied zwischen dem Lateinischen und den romanischen Sprachen an. Die etymologische Forschung wurde durch sein »Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen« (1853) wesentlich gefördert.Weitere Werke: Altspanische Romanzen (1818); Über die Minnehöfe (1825); Kleinere Arbeiten und Recensionen, herausgegeben von H. Breymann (1883).2) Heinrich Friedrich von, Orientalist, * Bernburg (Saale) 2. 9. 1751, ✝ Berlin 7. 4. 1817; war 1784-91 preußischer Geschäftsträger und Gesandter in Konstantinopel. Sein »Buch des Kabus« (1811) und seine »Denkwürdigkeiten aus Asien« (2 Bände, 1813-15) verwendete Goethe bei der Arbeit am »West-östlicher Divan«; sie führten auch zu einem regen Briefwechsel Goethes mit Diez.3) Julius, Maler und Grafiker, * Nürnberg 8. 9. 1870, ✝ München 13. 3. 1957; Professor an der Kunstgewerbeschule, dann an der Akademie in München, schuf Fresken, Glasfenster und Mosaike sowie grafische Folgen; ab 1890 Mitarbeiter der Zeitschrift »Jugend«.4) Wilhelm von, Maler, * Bayreuth 17. 1. 1839, ✝ München 25. 2. 1907; ab 1870 als Lehrer an der Akademie in München von großem Einfluss (Schüler: A. Hoelzel, M. Slevogt, W. Trübner); schuf in tonigem Kolorit mit breitem, temperamentvollem Pinselduktus farblich reizvolle Genre-, Tier- und Landschaftsbilder sowie Porträts; arbeitete auch als Illustrator (»Fliegende Blätter« u. a.).
Universal-Lexikon. 2012.